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Immer schön sauber bleiben - funktioniert nicht immer

Die Wettervorhersagen waren nicht berauschend. Somit fiel unser selbst zubereitetes Frühstück in der netten Hütte Armuli etwas länger aus. Die zwei zutraulichen Hunde vom Hof schauten neugierig durch die Fenster der Eingangstür und hofften wohl, dass wir bald rauskommen. Im anschließenden Gespräch mit der Vermieterin über den ehemaligen Bau von Häusern in Island aus Holz und Torf, erfuhren wir, dass sie erst selbst am Vortag mit genau so einem Bau beschäftigt war und zeigte uns Fotos und die noch sehr schmutzigen Klamotten, die mich arg an die Matschhosen unserer Kinder erinnerten. Die Torfballen zu stechen, zu transportieren und fachgerecht zu verlegen sind körperlich harte Tätigkeiten. Um so mehr hat es uns gewundert, dass diese Arbeiten heute wieder von größerem Interesse sind. Man besinnt sich alter Traditionen und ist stolz darauf.

Warum wir eigentlich ins Gespräch über den Bau von Torfhäusern gekommen sind, lag daran, dass wir heute das alte Gehöft Glaumbær anschauen wollen. In Wikipedia ist über Glaumbær folgendes zu lesen: 

Die ältesten erhaltenen Gebäudeteile des Torfhofes stammen aus dem beginnenden 19. Jahrhundert. Mit seinen 6 weißen Giebeln und 13 Räumen handelt es sich um einen recht großen Hof. Er war auch wie die meisten Kirch- und Pfarrhöfe sehr reich. Hier übernachtete isländische Prominenz des 19. Jahrhunderts. Einige der Räume, wie z. B. Werkstätten, sind nur von außen zu erreichen. Die meisten anderen sind durch einen Gang untereinander verbunden. Zum Museumsteil gehört auch noch ein zweistöckiges Wohnhaus, welches um 1870 gebaut wurde, in dem sich drei komplett eingerichtete Zimmer aus dieser Zeit sowie ein Café befinden. Alte Haushaltsgegenstände sind auch in zwei weiteren Räumen ausgestellt.

Vor dem Besuch des Museums kümmerten wir uns aber erst um unsere Tagesverpflegung in Form von isländischem leckeren Gebäck vom Bäcker in Sauðárkrókur. Dort am langen schwarzen Strand genießen wir noch etwas Seeluft ohne Süßwasser von oben und der Seite. So langsam setzte aber der erwartete Regen ein und wir steuerten unser Ziel Glaumbær an. Eigentlich wollten wir nur mal kurz aufs Gelände schauen, aber leider ist inzwischen das gesamte Areal mit den Gebäuden nur noch mit Tickets betretbar. Das war 2018 noch anders. An diesem Ort ist vor 6 Jahren eines meiner Lieblings-Island-Fotos entstanden (siehe ganz unten) und damals war der Zugang komplett frei möglich, nur in die Zimmer reingehen durfte man nicht ohne Eintrittskarte. Heute haben wir - weil wir ja nun eh bezahlt haben - auch wirklich jeden nur erreichbaren Winkel der alten Bauwerke (von der Küche, den Vorratsräumen, den Schlafgemächern bis zum Empfangsraum für Gäste) genauer angesehen. Wenn schon, denn schon! Ein kleiner Wermutstropfen kam dann leider noch dazu: das historisch eingerichtete Café in dem Museumsgelände war noch nicht geöffnet. Wie gern hätten wir bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen dem inzwischen waagerechten Regen aus dem Fenster von innen zugesehen.

Auf unserem weiteren Weg nach Westen halten wir im kleinen Ort Blönduós, um eine kleine mit Wald bewachsene Insel Hrútey mitten im Fluss Blanda zu besichtigen. Wir sind hier die einzigen, die bei dem Regenwetter durchs Gebüsch streifen. Zum Aufwärmen und Trocknen unserer klammen Sachen wählen wir danach ein Café im ansonsten recht trostlosen Blönduós an der Küste und genießen einen sehr schmackhaften Kaffee und Pflaumenmuskuchen (erinnerte mich sehr an den Kuchen meiner Oma).

Nun aber los zu unserem eigentlichen Highlight des Tages. Das Wetter im Westen sah schon viel angenehmer aus. Was sollte uns dann also daran hindern, zu dem berühmten Felsen Hvítserkur vor der Halbinsel Vatnsnes zu kommen. Viele Islandkalender schmückt dieser schroffe, sehr fotogene Basaltfelsen im Meer.

Wir waren verwöhnt von den gut angelegten Straßen im Nordosten der Insel. Um so erstaunter waren wir, eine völlig zerfahrene, schlammige Schotterpiste vorzufinden. Fast 40 Kilometer hin und zurück unter widrigsten Bedingungen, das war nicht nur anstrengend, sondern hinterließ einige Kilogramm Schlamm auf dem eigentlich weißen Fahrzeug. Wir haben es aber dennoch durchgezogen und uns später über die allesamt braun gefärbten Autos am Parkplatz amüsiert.

Gelohnt hat es sich dennoch. Der bizarre Felsen im Meer hat schon was. Auch der schwarze Sand und die Sicht auf die auf einer Landzunge liegenden Robben haben den Nachmittag noch zum Erlebnis werden lassen. Wenn da nicht das Wissen um die beschwerliche Rückfahrt wäre.

Zum Dank ans Auto und zum Spaß für den Fahrer gab's nach der holprigen Schlammtour ein paar Kilometer weiter die verdiente Autohandwäsche. Ist schon toll, dass es in Island an den Tankstellen immer auch gleich Wasser zum Abspülen der verdeckten Fahrzeuge gibt.

Und am Abend überraschte uns noch der Blick aus dem Hotelfenster


Vergleich 2018 - 2024