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Teil der Nahrungskette

Was hatten wir für eine guten Plan! Von Húsavík aus fuhren wir südwärts mitten ins Zentrum des Vulkanismus der Nordseite von Island. Begriffe wie Krafla-Feuer, Pseudokrater und Geothermie standen im Mittelpunkt des Tages. Für einen schönen Überblick über das gesamte Areal inklusive des Myvatn wollten wir den 529 m hohen Aussichtsberg Vindbelgjarfjall besteigen. Voller Motivation starteten wir vom Wanderparkplatz aus. Es war auffällig windstill 🤔. Nach bereits 100 Metern hinter dem Parkplatz nahm die "Tragödie" ihren Lauf: wir hatten es ab sofort mit einem Gegner zu tun, der uns auf eine sehr unangenehme Weise anfing zu attakieren. Ja, wir wissen es ja, wir sind am Myvatn. Und was sagt uns der Name? Mückensee! Anfang September sollte dies aber eigentlich kein Thema mehr sein, dachten wir. Und haben uns verspekuliert. Nach ca 30 Minuten und geradewegs geschätzt 100 erreichten Höhenmetern mussten wir aufgegeben. Vor lauter Wedeln taten mir bereits die Arme weh. Das Fatale ist, je mehr man schwitzt und atmet (es geht ja leider bergauf) desto aufdringlicher werden die Zuckmücken (so heißen die gnadenlosen Fiecher). Hinzu kommt, dass diese besonders Ohren, Nasen und Augen zum Ziel haben und man ja diese nicht zum Schutz schließen kann. Wir mussten uns geschlagen geben.

Am Parkplatz wollte ich dann wenigstens die Drohne in die Luft schicken, um einen Eindruck von der Landschaft zu bekommen, die uns verwehrt wurde. Und selbst hier, bereits nach ein paar Minuten, konnte ich kaum mehr die Steuerung in der Halt halten, ohne um mich zu schlagen. Es war unglaublich, wie machtlos man gegen diese Myriaden von Kleinstlebewesen ist.

Ab ins Auto. Alles was es an Mücken ins Auto geschafft hatte, wurde von mir gnadenlos bekämpft. Nun war ich in der besseren Ausgangsposition 😬.

Wir umrunden den See mit dem Auto. Der See ist ein Vogelparadies. Kein Wunder, Nahrung gibt es für Vögel, die auf Mücken stehen, mehr als reichlich. Aber der See hat auch ein paar schöne landschaftliche Reize aufzuweisen. Lavafelsen, die an Trolle erinnern, Krater, die keine sind (deshalb nennt man sie auch Pseudokrater und auf Grund von Explosionen beim Eindringen von Lava in wasserreiche Gebiete entstanden sind) und der Blick auf den wunderschönen Aschevulkan Hverfjall entschädigen für die Schmach.

Wir wandern durch das Gebiet der Krafla-Feuer, einer Spalteneruption, die im Jahr 1975 begann und neun Jahre andauerte. Zuvor hatte es in dem Gebiet bereits alle 1000 Jahre heftige Ausbrüche gegeben, die die gesamte Umgebung landschaftlich stark geprägt haben. Wir klettern über das junge Gestein und denken dabei an die Abenteuer, die wir seit 2021 im Umfeld der aktiven Vulkane auf der Reykjanes-Halbinsel hautnah miterleben durften. Aktuell während wir hier im Norden Islands die letzten Eruptionen der Krafla besichtigen, ist bei Sundhnukagigar nördlich von Grindavik ein Ausbruch in vollem Gange.

Auf dem Weg zu unserem Hotel in Akureyri machen wir Halt am Goðafoss. Wir sind nicht die Einzigen. Mehrere große Reisebusse sind gerade dabei, durchnummerierte Menschen einzusammeln. Jeder Bus hat seine Nummer und jeder Touri muss seinen Bus wiederfinden 😄. Die Aussichtsplattformen wurden durch die Abreise der Kreuzfahrttouristen wieder leerer und wir konnten uns den von starken Regenmengen aus dem Süden schlammbraun gefärbten Fluss mit dem schönen Namen Skjálfandafljót in Ruhe ansehen. Der Goðafoss braucht sich nicht hinter dem Dettifoss zu verstecken. Die gewaltigen Wassermassen strömen über eine halbkreisförmige Stufe donnernd ins Tal.

 

Akureyri, die größte Stadt im Norden Islands, mit aktuell zwei Kreuzfahrtschiffen im Hafen empfängt uns mit Regen - entgegen jeder Wettervorhersage.


Farben Islands