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Ein Tag voller Energie

Unsere Reise im Norden geht weiter. Die Temperaturen haben mit mehr als 15° etwas Sommerliches an sich. Nachdem wir in den ersten Tagen auf Island in für die Insel alten Gebirgszügen unterwegs waren, bewegen wir uns nun auf jungem Land. Wir nähern uns der aktiven Zone des mittelozeanischen Rückens, der Island in die Breite zieht. So richtig sehen wir das natürlich nicht, aber allein das Wissen darüber finde ich spannend.

Wir fahren zu einer geologisch wie landschaftlich sehr interessanten Gegend rund um die Ásbyrgi Felswände. Ásbyrgi ist eine 3,5 km lange, hufeisenförmige Gletscherschlucht. Der Canyon ist von hohen Klippen umgeben, die bis zu 90 Meter in die Höhe ragen. In die Schlucht ragt eine inselartige Felslandschaft hinein, die sich super bewandern lässt. Und genau da wollen wir hin.

In Wikipedia ist Folgenes über die Schlucht zu lesen: Nach geologischen Forschungen haben drei besonders starke Gletscherläufe der Schlucht ihre ungewöhnliche Form verliehen. Dies ereignete sich nach Ausbrüchen der Vulkane Kverkfjöll oder Bárðarbunga, die zum Vatnajökull gehören. Der erste Ausbruch fand vor 4000, der zweite vor 3000 und der dritte vor 2500 Jahren statt.

Es gibt aber auch eine viel romatischere Erklärung zur Entstehung der Schlucht: Laut der nordischen Mythologie soll Ásbyrgi jedoch ganz anders entstanden sein. Da die Form der Schlucht unweigerlich an ein Hufeisen erinnert, dachten die Isländer, Odins achtbeiniges Pferd Sleipnir habe hier seine Hufe in die Erde gebohrt, was Ásbyrgi auch den Spitznamen „Odins Fußabdruck“ einbrachte.
Der in der isländischen Mythologie omnipräsente und tief verwurzelte Glaube an Elfen, das unsichtbare Volk, erklärt Ásbyrgi zur Elfenhauptstadt.

Wir finden die Landschaft unabhängig der Meinung von Geologen und Elfenforschern einfach nur wunderbar, auch wenn die dunklen Felswände nicht einfach zu fotografieren sind.

Nach der Besteigung der "Insel" Eyjan inmitten der Ásbyrgi Schlucht fahren wir weiter nach Süden. Wir wandern (mit vielen anderen Touristen) zu dem Highlight des Nordens: dem wasserreichsten Wasserfall Europas, dem Dettifoss. Sein Name bedeutet "stürzender Wasserfall" und wird vom Gletschabfluss des Vatnajökull, dem Fluss Jökulsá á Fjöllum, gespeist. Es ist wahrlich laut hier. Die stürzenden Wassermassen sind unüberhörbar und die Energie der fallenden Wassermassen ist förmlich spürbar. Aber so allmählich wächst auch eine andere Form der Energie. Die paar Regentropfen, die aus den föhnartigen Wolken sprühen, werden mit zunehmender Windenergie immer unangenehmer im Gesicht. Wir kämpfen gegen den Wind und müssen aufpassen, dass nicht ein unbedachter Schritt zu nah an die Felskanten plus einer unerwarteten Windböe zu einer Katastrophe führt. Nein, wir passen natürlich auf 😅.

Nach dem Dettifoss, den wir übrigens vom Norden über eine inzwischen super errichtete Asphaltstraße erreichen konnten, nehmen wir uns zwei unbekanntere, aber nicht minder interessante Aussichtpunkte zum wilden Fluss Jökulsá á Fjöllum vor. Die Herausforderungen für eine gemütliche Wanderung werden zunehmend größer, denn der Wind wächst sich zu einem Sturm aus. Hinzu kommt, dass durch den Sturm viel Staub in die Luft aufgewirbelt wird und man kaum noch die Berge in der Ferne sehen kann.

Wir genießen das Durchpusten und die tollen Blicke ohne viele Touristen. Die Felsformationen mit in verschiedenen Richtungen ausgeprägten Basaltsäulen regen unsere Fantasie an, was wohl vor 8000-9000 Jahren hier genau passiert ist. Spalteneruptionen in Zusammenhang mit viel Wasser haben zu diesen kuriosen Felsfiguren geführt.

Am Abend erreichen wir Húsavík. Früher wurden hier Wale gejagt, aber heute ist man auf den Trichter gekommen, dass sich mit Walbeobachtungen viel besser Geld verdienen lässt. Aber dazu mehr im morgigen Post 🙂.