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100 Prozent Luftfeuchtigkeit

Auf den Wetterbericht von Windy ist Verlass. Schon der erste Blick aus dem Fenster an Morgen hat es bestätigt. Eine dichte Wolkendecke liegt über den Inseln. Das Frühstück können wir uns deshalb heute besonders lang schmecken lassen. Uns drängt kein Wanderplan. Im Gegenteil, wir überlegen, wo wir noch nicht waren und entscheiden uns für den Ort Vestmanna, dem westlichsten Ort der Insel Streymoy.

 

Wir fahren durch Wolken und halten in einem kleinen Ort mit dem wie ich finde lustigen Namen Kvívík. Hier gibt es die einzigen sichtbaren Überreste einer Wikingeranlage. Die Grundstrukturen der Wohngebäude sind dicht mit Gras überwachsen und lassen der Fantasie freien Lauf, wie es hier wohl vor über 1000 Jahren ausgesehen haben mag. Gewohnt wurde zu jener Zeit in Langhäusern aus Stein. Sie besaßen nur einen Raum mit einer Feuerstelle in der Mitte und Bänken an den Wänden. An vielen Orten der Färöer wurden im letzten Jahrhundert Fundamente solcher Häuser ausgegraben, zuerst in Kvívík, später dann auch in Fuglafjørður, Gøta und Sandavágur.

 

Im Ort Vestmanna angekommen, versuchen wir es mit einen Spaziergang. Allerdings weht uns der regengetränkte Wind direkt von vorn ins Gesicht. Macht irgendwie keinen rechten Spaß. Also fahren wir langsam wieder zurück und gehen in Torshavn in ein Einkaufszentrum (wie so viele Färinger dies auch tun) und schlendern durch allerhand interessante Lädchen. Eine Tasse Kaffee und das in Skandinavien so beliebte Zimtgebäck lassen die Sonne ins Gemüt.

 

Den Nachmittag verbringen wir an der Südspitze von Streymoy in Kirkjubøur. Hier waren wir am ersten Tag schon, aber die kleine Kirche und den alten Magnusdom kann man sich auch ein zweites Mal ansehen. Außerdem ist es hier weniger nass und windig. Nach einem kurzen Blick in die schlichte Kirche wandern wir einen Fahrweg an der Küste entlang. Beim Gehen braucht es die volle Konzentration, denn vor uns müssen gefühlt tausende Schafe unterwegs gewesen sein. Die Hinterlassenschaften sind unverkennbar und wir tänzeln um diese herum oder weichen großen Pfützen aus. Ab und zu halten wir an und schauen auf das magische Licht, das sich zwischen den Wolken auf dem Wasser spiegelt.

Zurück in Torshaven hüllt uns der Nebel wieder ein.

Morgen soll das Wetter wieder freundlicher werden, behauptet Windy.