Wir waren vorbereitet. Der Wetterbericht war eindeutig. Heute also kein Ausflugswetter. Wir wählen die große Rund-um-die-Hauptstadt-Route, verbunden mit Naturkunde- und Freilichtmuseum, Klippfischplätzen, Aussichten aufs Meer und den Hafen der Stadt. Der Regen ist am Vormittag noch besonders intensiv, lässt aber im Lauf des Tages nach und ab und an wärmen die Sonnenstrahlen, die es durch die wenigen Wolkenlöcher geschafft haben.
Ein Besuch des Nationalmuseums ist das Richtige für einen Regentag. Doch vor der Kultur war Natur angesagt. Wir durchwandern einen netten Landschaftsgarten mit Wasserfall und werfen einen kurzen Blick in die moderne Hoyvikar Kirkja. Durchnässt erreichen wir das Gebäude des Nationalmuseums für Kultur- und Naturgeschichte. Fast hätten wir den unscheinbaren, nicht allzu ansehnlichen Betonbau übersehen. Wir legen unsere nassen Sachen ab und begeben uns in die nur spärlich beleuchteten Räume auf mehrere Etagen verteilt. 80 DKK pro Person beinhalten neben dem Museum auch die Freilichtmuseumsanlagen auf einer kleinen Halbinsel. Wir lernen so einiges über die Entstehung der Inseln und deren Pflanzen- und Tierwelt, die in den letzten Jahrhunderten stark vom Menschen geprägt wurde - eigentlich weniger von den Menschen selbst, sondern eher von den vielen Schafen, die die Menschen in die Natur gebracht haben. Heute sind die Schafe auf den Färöern übrigens eher ein Hobby als ein Geschäft.
Ansonsten beinhaltet das Museum alles, was man von einem Naturkundemuseum erwartet, bis auf eine "Kleinigkeit". Ich stutze über die Beschreibung zum Thema Walfang. Dieser wurde als eine von den Norwegern in den letzten Jahrhunderten eingebrachte Tradition beschrieben, die ab 1984 eingestellt wurde. Kein Wort zu der noch heute praktizierten Treibjagd auf Grindwale und verschiedene Delfinarten in einigen Fjorden der Färöer Inseln. Es scheint mir, dass man so ein heikles Thema wohl nicht in dem Museum anschneiden wollte. Ich finde es schade, dass man sich dazu nicht äußert, auch nicht rein informativ. Vielleicht ist es einfach zu schwierig, die Fakten wirklich neutral darzustellen.
Raus aus dem Museumsgebäude erfasst uns wieder die frische und nach wie vor sehr nassgetränkte Luft und wir kommen im Freilichtmuseum und Mini-Botanischen Garten auf andere Gedanken. Immer an der steinigen Küste entlang kommen wir ins Stadtzentrum mit Leuchtturm und Hafenanlagen. Ein Kreuzfahrtschiff aus Nordamerika sorgt für regen Busverkehr, über den Massen von Tagestouristen in der kleinen Stadt "verteilt" werden.
Wir steuern als letztes Ziel einen historischen Friedhof mit alten teils unlesbaren Gräbern an und fragen uns, was wohl der viele Müll aus Picknickresten im Friedhofsgelände zu suchen hat (Mitternachtsparty zur Geisterstunde?).
Wir sind extrem fußmüde und freuen uns auf zwei Tassen Kaffee und noch ein paar gewonnene Minuten, um die Bilder der Vortage zu entwickeln 😊.