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Naturparadiese bekommt man nicht zum Nulltarif

Das erste Geräusch des Tages war das Rauschen der Regentropfen an die großen Hotelfenster. Wo ist die laut Wetterbericht versprochene Sonne? Ein anderes Ereignis ein paar Kilometer nordwestlich lässt uns restlos wach werden: In Island ist am Vorabend der Vulkan im Sundhnukur-Gebiet ausgebrochen. Seit Wochen hat man den Ausbruch regelrecht herbeigesehnt. Beim Frühstück wechseln wir aber das Thema wieder, denn uns scheint die Sonne ins Gesicht.

Auf geht's ...

Wir fahren heute zurück auf die Insel, auf der wir vorgestern gelandet sind. Der Flughafen liegt auf der Insel Vágar. Zu erreichen ist diese durch einen unterseeischen Tunnel, der je Durchfahrt 100 DKK (Dänische Kronen, Umtauschkurs zum EURO ca. 7,46) - kein billiger Spaß. Das Thema Kosten wird uns heute aber auch noch an anderer Stelle beschäftigen.

Zum Glück ist das Wetter heute mal so richtig zum Genießen. Es weht ein frischer Wind, die Sonne sehen wir ausreichend und die Duschen von oben halten sich in Grenzen.

Wir fahren an die Nordwestküste bis zum Ende der Straße zum kleinen Ort Gásadalur. Wer danach im Internet sucht, wird das EINE Motiv entdecken, nach dem wir auch aus sind. Noch sind keine Reisebusse zu sehen und wir wandern gemütlich ca. 400 Meter bis zu den schönen Aussichtspunkten mit Blick auf den Múlafossur, der sich direkt ins offene Meer ergießt. Wir wandern weiter immer an der Steilküste entlang und können nicht genug von der tobenden Brandung und den Weitblicken auf die Inseln bekommen. Wir bewundern die Energie der Bauern, die an entlegendsten Stellen Kartoffeln und sogar Getreide (unter großen Netzen zum Schutz vor gierigen Kornräubern aus der Luft) anbauen.

Wir verbringen den ganzen Vormittag in dieser schönen Landschaft und müssen nur genau einen Schauer aushalten.

Zurück geht es über den engen, dunklen Tunnel mit vielen Ausweichstellen wieder gen Süden. Wir überlegen, ob wir uns für eine Bootstour zu den Felsen vor der Küste anmelden oder ob wir eine Wanderung zu den Klippen unternehmen möchten. Ich würde lieber wandern als mit dem Boot über die rauhe See zu fahren und so gehen wir zum Ausgangsort der Wanderung in Sørvágur. Und wir glauben es kaum, diese Wanderung ist nur für 550 DKK zu haben und auch nur mit Guide. Irgendwie ärgerlich. Einen kleinen Beitrag würden wir ja gern entrichten, aber gleich so eine Summe, das klingt für uns doch etws nach Geldschneiderei oder will man einfach keine Wanderer hier haben? Wir ziehen uns ins Auto zurück und stärken uns mit einem Riesen-Lachs-Sandwich aus dem Supermarkt.

Wir suchen nach einer Alternative für den Nachmittag und haben diese in einem Reiseführer gefunden. Wir fahren am Flughafen vorbei bis zum größten See der Färöer und machen Halt im kleinen Ort Miðvágur. An Parkplätzen mangelt es jedenfalls nicht und diese sind zum Glück kostenfrei.

Wir haben eine schöne Panoramawanderung über dem See gefunden. Von weitem sehen wir viele Fahrzeuge auf einem Parkplatz, dem Startpunkt einer anderen Wanderung, für die man ebenfalls einen nicht geringen Obulus entrichten muss. Diese kostenpflichtige Wanderung führt zu einem viel fotografierten Highlight vom "schwebenden See" über dem Meer, der eine Art optische Täuschung ist.

Wir finden unsere kostenfreie Wandervariante aber auch nicht schlecht. Erstens sind wir allein unterwegs, freuen uns über neugierige Schafe und stoische Pferde, genießen die Weitblicke auf die Inseln vor der Küste und den langgestreckten See und pausieren an der höchsten Stelle des Weges und freuen uns auf ein paar Süßteilchen vom reichhaltigen Frühstück am Morgen. Dunkle Wolken lassen uns dazu hinreißen, unsere Rucksäcke vor der nächsten Dusche zu schützen, aber auf dieser Wanderung werden wir trocken bleiben.

Zum Schluss noch einen Abstecher zu einer pittoresken Kirche und ab geht es wieder für 100 DKK zur Insel der Hauptstadt der Färöer.

Wir gönnen uns statt den teuren Wanderungen ein ausgiebiges Abendessen bei Bier und Cidre und holen die fehlende "Dusche" beim Abendspaziergang durch den Torshavner Park nach 😁.