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Wasser, Wind und Sonne

Unser erster Tag auf den Färöer Inseln beginnt mit einem sensationellen Frühstück. Das ist die beste Basis für einen Ausflugstag, der alle Sinne ansprechen wird.

Regenjacken, Caps, Kamerausrüstung und Rucksäcke sind bereit. Wie in jedem neuen Urlaubsort erkunden wir die nähere Umgebung zuerst. Torshavn ist zwar eine der kleinsten Hauptstädte der Welt, aber eine von der liebenswerten Sorte. Wir schlendern bergab durch eine wunderbar angelegte Parklandschaft mit interessanten Skulpturen und kommen im Ortszentrum an vielen pittoresken Gebäuden vorbei. Ganz an der Spitze im Hafengebiet stehen wir unerwartet vor dem Haus des Premierministers. Sehr klein und privat hier.

Gleich neben dem Hafen thront ein kleiner Leuchtturm über der Stadt. Von diesem Hügel aus, der eine alte Wehranlage umfasst, haben wir die ersten wunderschönen Blicke auf einige der kleinen vorgelagerten Inseln. Die Lichtstimmung ist einmalig und wir genießen die Blicke und die frische Luft.

An die vielen Wetterwechsel in kürzester Zeit werden wir uns gewöhnen. Mal regnet es waagerecht, mal wärmen die Sonnenstrahlen, mal pfeift einem der Wind die Cap vom Kopf. Den Regenschutz hab ich vor allem zum Schutz meiner Kamera bei der Hand. Man hat das Gefühl, nicht ständig der Nässe ausgesetzt zu sein, denn es trocknet ja zwischendurch wieder.

 

Nach der Hauptstadttour holen wir unser Auto und fahren an die Südspitze der Insel Streymoy nicht weit von der Hauptstadt entfernt. Wir parken im kleinen beschaullichen Ort Kirkjubøur (wörtlich: Kirchenflur bzw. Kirchdorf). Wir finden hier neben den für die Färöer so typischen schwarzen Holzhäusern mit roten Fensterrahmen und grünen Grasdächern auch einen alten Friedhof neben einer direkt am Meer stehenden kleinen Kirche. Und hinter der Kirche steht eine beachtenswerte Ruine eines alten Doms, dem Magnusdom. Mit dem Bau wurde etwa 1300 unter dem hier residierenden Bischof Erlendur begonnen, dem auch der Schafsbrief (dem ältesten erhaltenen und wichtigsten mittelalterlichen Dokument der Färöer) zugeschrieben wird. Erlendur war nicht zuletzt deswegen der bedeutendste färöische Bischof im Mittelalter.

Die dicken Mauern haben die Jahrhunderte überdauert und werden ganz sicher noch weitere Jahrhunderte überleben.

Wir wandern an den Berghängen entlang, beobachten Schafe und ausgelassene Pferde, die uns sehr an die Islandpferde erinnern und drehen erst um, als uns der Regen doch allzu sehr die Sicht "vernebelt". Die Blicke auf die Inseln verschwinden zunehmend und wir werden immer nasser. Zum Schluss schauen wir uns noch ein geducktes Steinhäuschen direkt an der wilden Küste an und rätseln, was dies wohl für ein Rückzugsort war.

Nach dem Ausflug an die Südspitze mit dem zunehmend arger werdenden Wetter wenden wir uns nach Norden in der Hoffnung, irgendwo wieder die Sonne zu sehen. Wir wählen die Panoramaroute über die Berge und fahren mitten rein in die stürmischen Wolken und sehen ... nichts.

Wir lassen uns jedoch nicht unterkriegen und fahren einfach weiter auf der Ostseite der Insel gen Norden und werden zum Schluss doch noch belohnt.

Wir nennen die Färöer "die Inseln der Wasserfälle". So viele traumhafte Wasserfälle haben wir bisher noch in keinem Land gesehen. Selbst Norwegen und Island können da nicht mithalten.

Wir fahren ganz in den Norden nach Saksun. Leider werden wir von einem Filmteam (behaupten jedenfalls die Personen vor Ort) vom Parken abgehalten und müssen ein Stück zurückfahren. Das schöne Tal mit den beeindruckenden Bergen und Wasserfällen können wir dennoch genießen. Der Wind wird stärker und beinahe findet sich mein Regencap im reißenden Fluss wieder.

Auf dem Rückweg zum Hotel wählen wir Abenteurer noch mal die Panoramaroute und sehen nun, was wir auf dem Hinweg nicht ahnen konnten: Traumhafte Aussichten auf die Fjorde und die beeindruckenden typischen Berge der Färöer, die uns stark an die Westfjorde von Island erinnern. Dennoch landen wir 5 Minuten später wieder mitten in den Wolken, nur dass inzwischen der Wind nochmals an Fahrt aufgenommen hat.